unser Heimatort

Kirchen und Kapellen

Vereinschronik

erste Fahnenweihe 1947

30-jähriges Gründungsfest 1954



Fotostudio Küppers, Neumarkt-Sankt Veit

Chronik und Geschichte unserer Heimatstadt

Neumarkt-Sankt Veit - Heimat am Vitusberg

Die Geschichte von Neumarkt-Sankt Veit beginnt mit dem Benediktinerkloster, das im Jahr 1171 aufgrund einer Stiftung auf dem Vitusberg errichtet wurde. Die Mönche kamen aus Salzburg und wurden durch ein gesundes Wachstum ihres Klosters schnell zur bestimmenden Kraft im oberen Rottal.

Der niederbayerische Herzog Heinrich XIII. setzte dem salzburgischen Kloster im August 1269 auf der anderen Seite der Rott einen herzoglichen Markt gegenüber, wollte an seiner wichtigen Straße, die die Residenzstädte Landshut und Burghausen miteinander verband, seine eigene Präsenz unterstreichen.

Wie wichtig Herzog Heinrich diesen Markt betrachtet hat, mag man daran erkennen, daß er ein herzogliches Pflegegericht damit verband, dem Markt mit Woll- und Schweinemärkten, Pflaster- und Straßenzöllen den eigenen wirtschaftlichen Aufschwung erleichterte.

Das bauliche Konzept Neumarkts, ein zum Rechteck verbreiterter Straßenplatz mit zwei Toren abgeschlossen und kontrolliert, zeigt die Absicht des Herzogs, auch für das Umland einen Mittelpunkt zu schaffen.

So standen sich am Ende des Mittelalters zwei unabhängige Kräfte gegenüber, die beide aber eine gesunde Entwicklung gemeinsam hatten. Das Kloster besaß an die 450 Bauerngüter, die Pfarrei Vilsbiburg war ihm einverleibt und der Abt durfte Stab und Mitra tragen. Der neue Markt wurde zum wirtschaftlichen Mittelpunkt, aus den zugezogenen Bauernsöhnen wurden Handwerker, Handelsmänner und wohlhabende Bürger, die ihren Markt selbst regierten, für ihre Kinder einen eigenen Schulmeister bestellten und sich eine eigene Marktkirche auf den Platz stellten.

Im Pflegeschloß Adlstein saß der herzogliche Pfleger, am Ende des Platzes stand der Herzogliche Kasten, zu dem die Bauern ihren Zins für den Landesherrn zu liefern hatten. Das Kloster baute die schönste und größte Hallenkirche der weiten Umgebung, der Landshuter Bildhauer Hans Leinberger schuf 1515 für Abt Nikolaus Humbler seine Neumarkter Madonna.

Die schlimmen Jahre der Geschichte haben Markt und Kloster gemeinsam betroffen. Da ist der Landshuter Erbfolgekrieg, die Wirrnisse der Reformation , der 30-jährige Krieg der auch noch die Pest brachte, der spanische Erbfolgekrieg von 1705, die Pandurenzeit und all das Unheil, das mit Kaiser Napoleon übers Rottal kam.

Die elegante Zwiebelhaube, die Johann Michael Fischer 1765 für St. Veit entwarf, wurde zum Sinnbild für den Glanz barocker Kirchenkunst, für Gelehrsamkeit, Musik und Philosophie, für den großen Aufschwung, den das Kloster im 17. und 18. Jahrhundert erlebte. Zum geistlichen Mittelpunkt gab es eine gesunde profane Entsprechung in ausgedehnten Wäldereien, wogenden Feldern und einem köstlichen Gerstensaft.

Die Säkularisation von 1803 hat allem ein Ende gemacht, neue Besitzer konnten St. Veit den alten Glanz nicht wieder geben, die Klosterkirche wurde zur Pfarrkirche und 1934 wurde aus dem Kloster und dem Markt an der Rott Neumarkt-Sankt Veit.

Dem Markt brachte das 19. Jahrhundert eine glücklichere Zeit. Das bürgerliche Zeitalter hat seine letzten Jahrzehnte in einer Idylle zugebracht. Brauerei-, Guts- und Realitätenbesitzer bestimmten die Szene, die randvoll war mit Liederkranz, Feuerschützen und Frisch-Fromm-Fröhlich-Frei. Den Beginn der Neuzeit kann man am Jahr 1875 ablesen. Mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie Mühldorf - Plattling kam die erste Lokomotive nach Neumarkt und 1883 entstand mit der Bahnlinie nach Landshut der Bahnknotenpunkt Neumarkt an der Rott.

Schon mit dem Bau der Bahn, aber noch mehr mit der Inbetriebnahme stieg die Einwohnerzahl spürbar. So entstand ein ganz neues Viertel, in dem 1879 das Amtsgericht gebaut wurde, zusammen mit den kühnen Bauten, die die jungen Architekten Reißl teils im klassizistischen, teils im Jugendstil erstellten.

Die Eisenbahn veränderte viel im Markt, sie sprengte den alten Kern des Marktplatzes, sie unterbrach den alten Kreuzweg nach Teising hinauf, ja man kann sagen, mit diesen Jahren veränderte sich auch die wirtschaftliche Struktur des alten herzoglichen Marktes. Auch die bauliche Substanz erfuhr eine Veränderung, alte Bürgerhäuser wurden verbaut und modernisiert, die hölzerne Mühle wurde nicht mehr gebraucht und aus dem herzoglichen Kasten von 1495 wurde ein Kino.

Das 20. Jahrhundert hat besonders in seiner zweiten Hälfte erneut tiefgreifende Veränderungen gebracht. Das Bürgertum als gesellschaftsbestimmendes Element mußte neuen Kräften weichen, spätestens der Zweite Weltkrieg und der daraus resultierende Flüchtlingsstrom haben den alten Markt vor neue Aufgaben gestellt. Die Einwohnerzahl hat sich nahezu verdoppelt, neue Klein- und Mittelbetriebe siedelten sich an, Schulprobleme waren zu lösen, neue Verkehrsverbindungen, Wasser- und Energieversorgung stellten die Gemeinde vor große finanzielle Schwierigkeiten. Intensive Bemühungen um Industrieansiedlungen brachten keine nennenswerte Erfolge. Das zwingt einerseits viele zum Pendeln, andererseits ist der Wohn- und Freizeitwert Neumarkts dadurch beträchtlich gestiegen und bietet für viele einen Anreiz, sich in dieser gesunden und natürlichen Umgebung nieder zu lassen.

Im Jahr 1956 wurde Neumarkt-Sankt Veit vom Bayerischen Innenministerium zur Stadt erhoben und bildet so das Zentrum des nördlichen Teils des Landkreises Mühldorf. Durch viele leistungsfähige Geschäfte in allen Branchen hat sich Neumarkt-Sankt Veit für die ganze Umgebung seine zentrale Funktion als Einkaufsstadt auch in unserer Zeit erhalten.

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Kirchen und Kapellen in der Stadt und im Gemeindebereich von Neumarkt-Sankt Veit

Marktkirche "St. Johann Baptist"

Die am unteren Stadtplatz befindliche katholische Kirche St. Johann Baptist wurde bereits 788 erstmals urkundlich erwähnt. Um 1430/1440 wurde sie als Gegenstück zur Klosterkirche St. Veit als Bürgerkirche neu errichtet.

Der von Anfang an in das Kirchenschiff eingebundene Westturm war ursprünglich nur in zwei Geschossen aufgeführt und mit einer sogenannten welschen Kugelhaube bedeckt. Im Zeitalter des bayerischen Barock wurde der Turm untergliedert und schon im ersten Geschoß verziert. Das aufgezogene dritte Geschoß wurde mit Hilfe kleiner Vordächer in ein Achteck umgewandelt, um eine dem Barock entsprechende Zwiebelhaube aufsetzen zu können.

Ab 1873 wurde die Marktkirche regotisiert, wobei die entscheidende Veränderung am Turm erfolgte. Dabei wurde die Barockhaube durch einen Spitzhelm ersetzt und mit vier kleinen Ziertürmchen ausgestattet. Die einzelnen Turmgeschosse wurden mit Maßwerk verziert und im zweiten Turmgeschoß eine neue Uhr angebracht.

Die Kirche hat einen eingezogenen Chor zu zwei Jochen mit Fünfachtelschluß. Das Landhaus ist fünfjochig, der Turm hat eine innere Empore. Die Kapellen befinden sich zwischen den eingezogenen Wandpfeilern. An der nördlichen Chorwand befindet sich eine Wandmalerei aus 1430 bis 1440 mit der Anbetung der Könige vor einer Landschaft. Die gemalten Epitaphien rechts und links an der Chorbogenfront stammen von 1578.

Das Nazarener-Bild des Hochaltars mit der Taufe Jesu erinnert an die früheVorgänger-Taufkirche an der Rott im Isengau. Seitlich stehen die stark überarbeiteten Holzskulpturen von St. Barbara und St. Katharina

Klosterkirche St. Veit

Die ehemalige Benediktinerklosterkirche St. Veit wurde auf älteren Bauteilen der Südmauer und des Chores aus dem 12. Jahrhundert sowie aus dem späten 14. Jahrhundert um 1460 neu aufgebaut. Die Wölbung wurde 1470 mit "fließenden Rauten" von Hans Lauffer errichtet. Aus dieser Bauphase stammen auch die Kreuzrippengewölbe im Westen und Süden. 1700/1701 wurde die sogenannte Silberkammer mit darüberliegenden Regularchor hinter dem damaligen Hochaltar eingerichtet.

Es handelt sich um eine zweischiffige Hallenkirche zu sechs Jochen mit einer südlichen Kapellenreihe. Nördlich des Chores liegt die längsrechtige, tonnengewölbte Annakapelle, früher Luciuskapelle, aus dem späten 17. Jahrhundert und dem Altargrab des heiligen Lucius, dessen Reliquien 1696 aus Rom hierher gebracht wurden.

Da unmittelbar an den Westturm die Gebäude des Klosters anschließen, weist die Kirche keine ausgesprochene Schauseite auf, lediglich ein Nordportal mit Vorbau führt in das Kircheninnere.

Der Westturm von 1495 ist oben als Achteck ausgebildet. Die fünf Glocken stammen aus dem Jahre 1709, die barocke Turmhaube wurde 1765 von Johann Michael Fischer aufgesetzt.

Unter der Westempore zu drei Jochen befindet sich der Taufstein des Salzburgers Christof Lusine von 1666, sowie ein Vesperbild um 1505.

Der 13 Meter hohe Marmorhochaltar mit vergoldeten Holzornamenten aus dem Jahre 1783 ist ein Geschenk des Jakob Mösl aus Salzburg aus Anlaß des Klostereintritts seines Sohnes. Das Altarblatt, das Vitusmatyrium im Ölkessel, stammt von Johann Nepomuk della Croce aus Burghausen. Es zeigt den jugendlichen Märtyrer, der auf Gott vertrauend unbeschadet die Marter des Ölkessels überwindet.

Zu beiden Seiten des Hochaltars sind in die Nord- und Südwand vorzügliche Epitaphien eingelassen. Beidseitig sind auch Gemälde einer heiligen Scholastika und des noch als Seligen bezeichneten Johann Nepomuk.
Südlich des Presbyteriums befinden sich die beiden Sakristeien und die Josefskapelle, die nach Osten weit über den Chorschluß hinausreicht. Sie wurde 1672 und 1692 als zweijochiger Bau mit zwei Pfeilern und angeputzten Kreuzgratgewölben errichtet. Nördlich davon befand sich in der quadratischen Kreuzkapelle der ehemalige Abgang zur Gruft von 1691.

Weitere katholische Kirchen und Kapellen im Pfarrverband:

Im Pfarrverband Neumarkt-Sankt Veit sind die Pfarreien Neumarkt-Sankt Veit, Niedertaufkirchen, Hörbering und Roßbach zusammengeschlossen.

Dazu gehören in Neumarkt die Pfarrkirche St. Veit, die Stadtkirche St. Johann, sowie die Filialkirchen St. Martin in Feichten, Mariä Himmelfahrt in Elsenbach und die Kapellen St. Lorenz, St. Lambertus, Teising Maria Einsiedeln, Krankenhauskapelle, Huberkapelle, Wintererkapelle, Hoarlkapelle, St. Nepomukkapelle und St. Georg.

In Niedertaufkirchen die Pfarrkirche St. Martin sowie die Filialkirchen Heilig Geist und St. Ulrich und die Fürlaufkapelle.

In Hörbering die Pfarrkirche St. Jakobus und die Kapellen St. Maria und St. Martin

In Roßbach die Pfarrkirche St. Ägidius und die Kapellen St. Leonhard und die Schloßkapelle

Evangelische Friedenskirche.

Die evangelische Friedenskirche wurde nach dem Zweiten Weltkrieg 1952 mit Spenden evangelisch-lutherischer Christen erbaut. Das Kirchlein ist ein einfacher, verkleideter Holzbau in Hallenform mit einem aufgesetzten Glockentürmchen.

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Vereinschronik

Die Anfänge des Trachtenvereins "Taubenbergler Stamm" lagen im benachbarten Teising, wo sich bereits seit Anfang der zwanziger Jahre regelmäßig junge Burschen trafen, um Schuhplattlertänze zu erlernen und aufzuführen. Dies basierte jedoch auf rein freiwilliger Basis und aus Spaß an der Sache.

Als es sich 1922 herumsprach, daß beim "Hofbauernwirt" in Teising zwei Schloßknechte, welche aus dem Gebirge stammen, ab und zu Schuhplattlertänze zeigen, machten sich schnell auch einige Neumarkter Burschen, darunter Sepp Obermeier u. Sepp König, auf die Füße, um das Schuhplatteln zu lernen. In kurzer Zeit hatte sich eine Gruppe gebildet, welche Feuer und Flamme war für diese Sache. Sie ließen nicht mehr aus, bis 1923 durch die Gründung eines kleinen Vereins das Fundament für den heutigen Trachtenverein gelegt wurde.

Eine Trübung erfuhr diese schöne Trachtensache durch einen Streit nach der Plattlerprobe im Oktober 1923, bei der Sepp König auf tragische Weise sein Leben lassen mußte.

Das Schuhplatteln und die edle Trachtensache hatten aber eingeschlagen u. die Neumarkter Burschen ließen sich nicht entmutigen, es fleißig zu pflegen. Eine Neubelebung mit Aufnahme des Vereins in den Gauverband I war freilich erst einigen Jahren später vorbehalten.

Infolge von Unstimmigkeiten kam es immer wieder zu größeren Pausen. 1931 fand der Verein auf dem Taubenberg in der Bier- und Weinstube "Max Allio" eine neue Heimat, worauf der Name "Taubenbergler Stamm" zurückzuführen sein dürfte. Der Verein zählte zu diesem Zeitpunkt 27 Mitglieder. Spätestens seit diesem Zeitpunkt wird in der Vereinschronik auch eine Mädchengruppe nachgewiesen mit ihrer Vortänzerin Roth Anna.

Die Gründung der "Taubenbergler" erfolgte am 20. 01. 1931 und zwar auf Anregung des Quartetts Hofmann Ludwig - Obermeier Sepp - Bergmeier Jakob u. Buchner Franz.

Darin sehen wir am 28.01.1931 die 1. Generalversammlung, aus welcher folgender Ausschuß hervorging:

1. Vorstand Bergmeier Jakob, 2. Roth Georg
1. Schriftführer Buchner Franz, 2. Straßer Hans
1. Kassier Allio Max, 2. Nützl Hans
1. Vorplattler Obermeier Sepp, 2. Hoffmann Ludwig
Vortänzerin Roth Anna
Vereinsdiener Zenz Georg
Vereinsmusiker Schuirer Franz
Revisoren Gangkofner Franz und Nützl J.

Die Aufnahmegebühr war -,50 Rentenmark, Monatsbeitrag -,30 für Buam, -,20 für Dirndl. Kassenstand war laut Bericht und Prüfung 17,40 Rentenmark.

Dem Antrag, Vereinsstatuten sowie einen Stempel anzuschaffen, wurde stattgegeben. Plattlerproben setzte man auf Dienstag und Freitag 20:00 Uhr jeder Woche fest. Monatsversammlung jeden 1. Freitag im Monat.

Dem Musiker wurde einmaliges Sammeln je Probe erlaubt. Dem Vereinsdiener 5 Pfennig pro Mitglied für Kassieren zuerkannt.

Der Verein, welcher den Namen "Taubenbergler Stamm" führte, entwickelte sich anfangs rasch und stellte auch einige Erfolge in Aussicht.

Es wurden einige Neuaufnahmen erzielt; auch brachte eine im engsten Rahmen durchgeführte Faschingsveranstaltung überraschenden Erfolg. Bald aber trat teils durch mißliche Zeitverhältnisse, teils durch Ausscheiden wichtiger Mitglieder eine Flauhheit ein.

Der Verein nahm zu gesellschaftliche Formen an und einige Auseinandersetzungen arteten sogar zu Tätlichkeiten aus. Der Hauptgrund aber war der Wegzug des Herbergsvaters, denn seine Weinstube, die als Vereinslokal diente, wurde durch die Vereinsamung von seinem nachfolgenden Besitzer für andere Zwecke verwendbar gemacht. Ein neues Vereinslokal zu suchen, entmutigte sogar die eifrigsten Trachtler und so war des Vereines Schicksal von damals besiegelt.

Nach 2-jähriger Pause, als sich die wirtschaftlichen Verhältnisse wieder soweit gebessert hatten, keimte bei den alten Trachtlern wieder der Gedanke auf, den Verein neu aufleben zu lassen und ihm ein ehrwürdiges Antlitz zu verleihen. Es gesellte sich noch ein eifriger Heimattrachtenförderer hinzu, der Buchner Sepp. Nachdem uns dessen Vater sein Lokal zur Verfügung stellte, war der Verein bald wieder auf ein neues Fundament gestellt.

Bei der Wiedergründungsversammlung am 09.12.1933 wurde folgender Vereinsausschuß gewählt:

1. Vorstand: Bergmeier Jakob
2. Vorstand: Eisner Franz
1. Schriftführer: Buchner Franz
2. Schriftführer: Gallersdorfer Anderl
1. Kassier: Buchner Sepp
2. Kassier: Prediger Stefan
1. Vorplattler: Schmalzgruber Ludwig
2. Vorplattler: Obermeier Sepp
Vortänzerin: Roth Anna
Vereinsdiener: Obermeier Sepp
Revisoren: Brehm u. Fußeder K.
Musiker: Helldobler Martin
Inventarverwalter: Buchner (sen.)

1934 wurde der Verein beim Bezirksamt angemeldet und schloß sich dem Gauverband I an. Vor dem Krieg waren folgende 1. Vorstände im Amt: Jakob Bergmeier, Georg Roth, Franz Buchner, Ludwig Schmalzgruber. Wie auch bei anderen Vereinen lichteten sich während des 2. Weltkrieges die Reihen der Mitglieder. Viele von ihnen, auch jene, die am 30. 8. 39 bei einem Vereinsabend verabschiedet wurden, kamen nie mehr in ihre Heimat zurück. Ludwig Schmalzgruber, der bereits vor dem Krieg als Vorstand im Amt war, rief den Verein nach dem Protokoll vom 2. August 1945 ins Leben zurück. Diese Versammlung eröffnete er mit dem Vereinsgruß "Grüaß Gott - Deandl und Buam" und forderte die Anwesenden auf, zum Zeichen der Trauer für die Verstorbenen und Gefallenen sich von den Plätzen zu erheben und ihrer zu gedenken.

Da aber doch noch einige altbewährte Stützen im Verein waren und neue Trachtenfreunde gewonnen werden konnte, sah man der Zukunft hoffnungsvoll entgegen. So war der lang gehegte Wunsch einer Vereinsfahne plötzlich im Gespräch. Über das 25-jährige Gründungsfest mit Fahnenweihe im Juli 1947 wird an anderer Stelle berichtet. 1949 war der erste Georgi-Vorabend, den der Trachtenverein gestaltete und der seither Tradition ist. Dieser Georgi-Heimatabend ist auch heute noch einer der wichtigsten Termine im Vereinsjahr, da er allen Kindern, Jugendlichen und Aktiven des Vereins die Möglichkeit zum Auftritt in der Öffentlichkeit bietet. 1952 war man auch in Pleiskirchen als Patenverein bei deren Fahnenweihe zu Gast. Aus terminlichen Gründen wurde das 30-jährige Gründungsfest der "Taubenbergler" auf 1954 verschoben. Am 4. Juli 1954 kamen etwa 600 Trachtler aus 23 Vereinen, die von 3 Musikkapellen durch den Ort begleitet wurden. Dem Vereinschronikbuch ist zu entnehmen, daß man sich stets bemühte, auch sämtliche Festlichkeiten von anderen Trachtenvereinen zu besuchen.

Wie der Name Volks- und Gebirgstrachtenerhaltungsverein schon andeutet, waren bei uns auch historische Trachtenpaare im Verein vorhanden. Ein besonderer Liebhaber der Rottaler Tracht war Josef Buchner.

Das Vereinsgeschehen wurde auch nach dem Krieg von Ludwig Schmalzgruber, Franz Buchner, Franz Zwicknagl und Josef Eberl geprägt, die sich alle dafür einsetzten, das man in Neumarkt-Sankt Veit platteln, tanzen, singen und musizieren konnte.

Als 1967 Josef Eberl, der große Akzente setzte und den Verein viele Jahre als Erster Vorstand sehr erfolgreich geleitet hatte, verstarb, gab man die Vereinsführung dem damaligen Schriftführer Matthäus Altersberger in die Hände mit den Worten "probier' ma's hoid a Johr". Daß daraus 18 Jahre wurden, überraschte so manchen, aber auch ihn selbst. In einer Zeit, wo sich die Jugend auch zu anderen Interessen hingezogen fühlte, konnte er dem Verein doch immer wieder neue Impulse verleihen, so daß sich der Verein gesund weiterentwickelte.

Am 8. Januar 1973 wurde der Verein unter der Nummer 140 ins Vereinsregister beim Amtsgericht in Mühldorf am Inn eingetragen und eine neue Vereinssatzung beschlossen. Der Trachtenverein war stets bemüht, die guten Sitten und Bräuche unserer schönen bayerischen Heimat zu erhalten.

So wurde 1987 wieder ein Maibaum aufgestellt. Ein großes Licht ging auf, als am 29. Juni 1988 das erste Sonnwend- bzw. Petersfeuer auf dem Vereinsberg, dem Taubenberg, abgebrannt wurde. Dies war gleichzeitig die Geburtsstunde für das alljährliche Sommerfest.

In der Generalversammlung am 25. Oktober 1985 wurde Peter Sclearescu zum neuen Vorstand gewählt. Sein Vorgänger Hias Altersberger hatte nach 18-jähriger Vorstandstätigkeit nicht mehr kandidiert. Der Trachtenverein zählte damals 284 Mitglieder. Ein schmerzhafter Verlust für den Verein war es, als der langjährige Schriftführer Georg Altersberger am 13. April 1987 im Alter von 61 Jahren starb. Am 15. Dezember 1989 schloß auch der Ehrenvorstand Hias Altersberger im Alter von 67 Jahren seine Augen für immer.

Die Restaurierung der Vereinsfahne lag dem Verein sehr am Herzen. So beschloß der Vereinsausschuß am 13. Januar 1989, diese Aufgabe in Angriff zu nehmen. Nach einem Kostenvoranschlag der Firma Kössinger in Schierling sollte dies 5900 Mark plus Mehrwertsteuer kosten, was viel zu teuer erschien. Man beschloß darum, weitere Angebote einzuholen. Die beabsichtigte Restaurierung der Fahne wurde jedoch immer weiter vor sich hergeschoben. Sie wurde letztlich nie in Angriff genommen.

In der Generalversammlung am 27. Oktober 1989 wurde Hans Senftl zum neuen Vorstand gewählt. Sein angestrebtes Rezept verkündete er gleich nach seiner Wahl: Zusammenhalten und zusammenarbeiten. Dies ist ihm bis zum heutigen Tag bestens gelungen. Er schaffte es, den Verein in eine neue, überaus erfolgreiche Epoche zu führen.

Ein besonderes Jubiläum wurde am 24. April 1999 begangen: Zum 50. Mal fand am Vorabend des Georgifestes ein Heimatabend des Trachtenvereins statt.

Nach Schließung des bisherigen Vereinslokals Genossenschaft zum 1. Mai 1999 wurde der Trachtenverein heimatlos. Die Vereinsveranstaltungen wurden in verschiedenen Lokalen abgehalten: Die Generalversammlung im Hotel Peterhof, der Vereinsabend mit den Halltertauer Wallfahrern im Fruhmannhaus, ebenso das Faschingskranzl. Der Vereinsabend am 11. September war im Gasthaus Roßkothen in Stetten. Der Georgi-Heimatabend am 29. April 2001 fand erstmals im Gasthaus Zens in Hofthambach statt und war auf Anhieb ein überaus großer Erfolg. Ebenso auch die Theateraufführungen, die seither in Hofthambach stattfinden. Ein herausragender Beschluß wurde in der Jahreshauptversammlung am 26. Januar 2001 gefaßt. Es wurde beschlossen, im Jahre 2003 das 80-jährige Gründungsfest mit Fahnenweihe ganz groß zu feiern. Bei der Abstimmung gab es lauter Ja-Stimmen und nur drei Enthaltungen.

In der Generalversammlung am 25. Januar 2002 wurde der Festausschuß aufgestellt. Beim Maibaumaufstellen am 1. Mai 2002 konnte bereits der Entwurf für die neue Fahne vorgestellt werden. Sie wurde bei der Fahnenstickerei Kössinger in Schierling in Auftrag gegeben.

Diese Fahnenweihe ist für den gesamten Verein eine große Herausforderung. Der gesamte Verlauf der Vorbereitung und der Organisation hat gezeigt, daß die Mitglieder tatkräftig mitgearbeitet haben. Der schönste Lohn für alle Bemühungen wäre es, wenn dieses Fest zu einem für den Verein und die ganze Stadt erfolgreichen Abschluß gebracht werden könnte.

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Die erste Fahnenweihe 1947

Als der Verein nach dem Zweiten Weltkrieg wieder zu neuem Leben erwachte, trug man sich schon bald mit den Gedanken, dem Verein endlich eine eigene Fahne zu geben.

Bereits 1946 begann man mit den Vorbereitungen für die Fahnenweihe, in einer Zeit, wo besonders die Materialbeschaffung Schwierigkeiten bereitete. Viele der Spenden für die erste Vereinsfahne kamen aus den Reihen der eigenen Mitglieder. Der Termin für Gründungsfest mit Fahnenweihe war der Pfingstsonntag, 25. Mai und Pfingstmontag, 26. Mai 1947. Von 100 eingeladenen Verein haben 68 zugesagt.

Der Festausschuß wurde gebildet von:
Ehrenvorstand Ludwig Schmalzgruber, Josef Eberl, Alfons Urban, Sepp Buchner, Anton Kaltenecker, Sepp Obermeier, Hartl Baumgartner, Oskar Helldobler, Michael Matzinger, Franz Zwicknagl, Michael Zieglgruber
Fahnenmutter war Elisabeth Zieglgruber
Fahnenbraut war Ursula Dobmeier

Die große Festbühne war am Marktplatz aufgestellt, ferner 2 kleinere, am Rathaus und beim Gasthaus Trappentreu (Hornauer) gegenüber vom Bahnhof. 100 Freiquartiere (Betten) sowie 3 Sammellager im Heu bei Buchner Wirt, Klostermühle und Mitterer-Wirt reichten fast nicht aus, um die Trachtler aufzunehmen, welche schon am Vorabend kamen.

Während der Vorbereitungen zur Fahnenweihe führte die neugegründete Spielgruppe des Trachtenvereins das Stück "D'Wirtszenzl von Aschau" auf, das 6 mal im ausverkauften Genossenschaftssaal aufgeführt wurde. Am Pfingstsonntag und Pfingstmontag war es dann endlich so weit. Die Triumphbögen, die an den Eingangsstraßen nach Neumarkt an der Rott aufgestellt waren, hießen alle Trachtler und Gäste zu den Festlichkeiten herzlich willkommen. Mit unserem Patenverein Wasentegernbach folgten 65 Vereine aus dem Gauverband I, sowie Nachbarvereine aus Niederbayern unserer Einladung.

Am Pfingstsonntag, den 25. Mai 1947, fand auf dem Stadtplatz im Freien ein großer Heimatabend statt. Viele Trachtler blieben bis zum Pfingstmontag, dem Hauptfesttag, in Neumarkt an der Rott. Die hundert Quartiere, die man zur Verfügung hatte, waren schnell belegt. Aber in dieser Zeit fanden sich die Leute auch noch im Heustadl zurecht.

Der Kirchenzug am Pfingstmontag wurde von 5 Musikkapellen vom Bahnhof über die Birkenstraße in den Stadtplatz begleitet, wo der Festgottesdienst, der von Pfarrer Vitztum zelebriert wurde, stattfand. Als der Baumgartner Hartl nach der Weihe der Fahne diese im Festzug trug, war man sehr stolz auf diese Fahne, die das Zeichen der Verbundenheit darstellen sollte.
Der Festausschuß sowie der ganze Verein und die Stadt Neumarkt - St. Veit konnten mit dem Verlauf des Festes zufrieden sein, das noch bis spät in die Nacht dauerte.

Kurze Statistik zur Fahnenweihe:
65 Vereine mit 48 Fahnen, 5 Musikkapellen und fast 2000 Trachtler haben sich im Festbüro gemeldet. Davon wurden 1300 Essen schon vorher bestellt. 5 Festpreise und 10 Ehrenpreise wurden verliehen, 10 weitere Urkunden nachgeschickt.

7800 Festzeichen wurden verkauft, davon alleine 800 Stück von Zwicknagl.

Gesamteinnahmen Festzeichen, freiwillige Spenden und Festball 11706,- Reichsmark

Ausgaben 12580,- Reichsmark (mit Fahne und Bänder)

Fahne und Bänder waren schon vorher bezahlt, so daß etwa 5000,- Rm in der Kasse verbleiben.

Leider sind von dieser Fahnenweihe keine Fotos vorhanden.

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30-jähriges Gründungsfest 1954

Das 30-jähr. Gründungsfest sollte ursprünglich 1952 gefeiert werden. Es wurde aber immer wieder verschoben und fand schließlich am 3. und 4. Juli 1954 statt.

Es wurde im kleinerem Rahmen begangen. Am Samstag war Totengedenken und Heimatabend, am Sonntag Festgottesdienst in der St. Veiter Pfarrkirche und Festakt auf der Festtribüne am Marktplatz. Am Festzug beteiligten sich 23 Vereine und drei Musikkapellen, insgesamt rund 600 Trachtler.

Im Oktober 1959 wurde die 1947 geweihte Fahne für 700,-DM neu renoviert.

Über 50 Jahre lang hat diese Fahne den Verein bei allen festlichen Anlässen begleitet. Sie wird auch in Zukunft hoch in Ehren gehalten.

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